Methoden und Erfahrungen zur Münzreinigung

  • Ich nehme an, da sie noch unkontrollierbarer ist, als Schwefelsäure (?).

    Der Eifer der Toren ist schlimmer denn der Zorn der Götter. (Euripides)
    -> Sollte ich mir manchmal zu Herzen nehmen :rolleyes: .

  • Schönen guten Abend zusammen.

    Kann mir einer von euch beschreiben, wie ich am besten dieses Stück behandle um die kleinen fiesen Pestflecken zu entfernen? Ich möchte hier nicht zu hart ran gehen, denn die Sandpatina würde ich gerne erhalten. Vorab danke für eure Tipps!

  • Vorab: Ich hab das auch noch nie gemacht. Meinen bislang einzigen Fall habe ich in die Obhut erfahrener Hände übergeben! Also nicht gleich loslegen, sondern auf Bestätigung warten! Außerdem steht BTA unter dem Verdacht Krebserregend zu sein. Ungesund ist es sicher (aber wer lutscht schon seine Münzen ab). ;)

    Soweit ich weiß, solltest du die Betroffenen Stellen mechanisch reinigen und anschließend die ganze Münze mit BTA behandeln. Ich denke renigen kannst du schon mit einem Zahnstocher, sollte der nicht ausreichen vorsichtig mit einer Stecknadel.
    Wenn man das so schreibt, klingt das eigentlich ganz einfach. =)
    Ich hoffe, ich konnte dir helfen. ;) Viel Glück!

    Der Eifer der Toren ist schlimmer denn der Zorn der Götter. (Euripides)
    -> Sollte ich mir manchmal zu Herzen nehmen :rolleyes: .

  • Ungesund ist es sicher (aber wer lutscht schon seine Münzen ab).


    :rofl::rofl::rofl:

    Danke für den Tipp, mit der mechanischen Reinigung kann ich ja einfach mal vorsichtig beginnen. Ich denke, für einen Zahnstocher schon fast etwas zu hartnäckig... Vielleicht mal ganz sanft mit der Nadel... Mal sehen, wie es klappt!

  • Ich war eigentlich auch immer gegen mechanische Reinigung, aus Angst, ich könnte was zerkratzen. Nun habe ich zwei Bronzen in meiner Sammlung, die leider definitiv die Pest haben. Also doch kratzen. Ich habe dafür diese kleinen Nadeln genommen, die Diabetiker für die Bestimmung des Zuckergehaltes im Blut verwenden. Die sind sehr kurz und haben ein Plasteteil, den man als Griff benutzen kann. Man ist beim Krazen ganz dicht an der Münze und kann so feinmotorisch agieren. Außerdem habe ich mir jetzt ein Fläschchen Benzotriazol bestellt. Damit dürfte der Prozeß sicher aufgehalten werden können - und tatsächlich, lutschen will ich an meinen Münzen nicht, auch wenn ich sie mag.
    Gruß ischbierra

  • Kann mir einer von euch beschreiben, wie ich am besten dieses Stück behandle um die kleinen fiesen Pestflecken zu entfernen? Ich möchte hier nicht zu hart ran gehen, denn die Sandpatina würde ich gerne erhalten. Vorab danke für eure Tipps!


    Habe mit gerade nach langem Zögern 250 ml BTA 4.0 (IH-Benzotriazol-Lösung zugelegt. Ist für meine Zwecke zwar etwas zuviel, aber der Händler bietet leider keine kleineren Mengen an. Konnte die Lösung bereits an einem subaeraten Denar von Alexander Severus ausprobieren, der massiv von Bronzepest befallen war. Vorgehensweise: Grünze Flecken wegbürsten, soweit möglich. Münze in ein Schälchen legen und dünn mit einem Pinsel mit BTA beidseitig bestreichen. Einwirken lassen. Zweifach wiederholen. Unter warmem gründlich Wasser abspülen. Zur Trocknung mehrere Tage in Spiritus einlegen. Entnehmen und mit Renaissance-Wax konservieren.

    mit freundlichem Gruß

    IVSTVS
    ____________________
    Quidquid agis prudenter agas et respice finem. Was auch immer du tust, tue es weise und bedenke das Ende.

    http://independent.academia.edu/HJJost

  • Für mich als blutige Anfängerin in Sachen Münzen und den richtigne Umgang damit, ist dieser Thread sehr interessant und lehrreich. Ist wirklich erstaunlich was für tolle Ergebnisse mit recht einfachen Mitteln erzielt werden können - Hut ab :thumbup:

    Allerdings ist mir eine Sache nicht gänzlich klar. Ich bin gerade dabei einen besonderen Hang zu antiken Münzen zu entwicklen. Ich finde den Gedanken an die Geschichte und die "Erlebnisse" die eine alte Münze evtl. durchlaufen hat, super interessant. Ich stelle mir dann immer vor wo diese eine Münze die ich dann in der Hand habe schon alles war und was sie alles geschichtlich mitgemacht hat. Das gibt mir ein tolles und erführchtiges Gefühlt :)

    Also, meine Frage ist folgende: Gibt es nicht auch Spuren, Ablagerungen etc. die man erhalten möchte bzw. sollte? Ich meine jetzt speziell bei antiken Münzen. Wie sieht es mit dem Wert aus? Können diese "Spuren der Zeit" nicht auch einen enormen Einfluß auf den Wert haben?

    Wie bereits erwähnt, möchte ich mich langsam in die Welt der antiken Münzen wagen und schaue mich auch gerade nach ersten, bezahlbaren Stücken um. Da wäre auch direkt meine zweite Frage: in vielen Shops steht ja, dass es sich um "Originale" handelt. Das heißt dann also, dass es sich wirklich um Münzen aus dem Jahre XY handelt? Z.B. hier: http://www.mdm.de/historische-muenzen/antike-muenzen Da steht z.B. dass manche Münzen bis zu 2000 Jahre alt sind. Finde ich enorm! Nagut, wenn ich mir dann die dazugehörigen Preise anschaue, sollte es sich besser um Originale handeln ;).

    Wie sieht es mit Fälschungen aus? Gibt es irgendeine verlässliche Möglichkeit wie man diese "entlarven" kann ohne direkt ein Labor zu konsultieren?

    Grüße,
    M

  • Hallo Mareikeh,

    wenn ich Deine Zeilen so lese, bist Du also auch vom Münz-Virus befallen - willkommen im Club.

    Ich selber sammle "jüngeres" Geld - Altdeutschland so ab 1000 n. Chr. Für diesen Bereich ist aber der von Dir angeführte "Händler" nicht die erste Adresse, soviel kann ich Dir schon mal sagen.

    Es kommen aber bestimmt noch Antworten von unseren Antiken-Spezialisten. Wenn Du auf deren Rat hörst, sollte Dein Sammlungsstart problemlos - und ohne allzuviel Lehrgeld zu zahlen - verlaufen.

  • Hy Mareikeh!

    Schön, dass dich das Sammeln gepackt hat. Mir ging es vor rund einem Jahr genauso wie dir. Mein bis dahin geschichtlich interessiertes Auge erblickte die Welt der Münzen. Und genau die Faszination die du beschreibst, hab ich da auch sofort gespürt. Die Antiken sind ein wundervolles Thema, du hast eine gute Entscheidung getroffen :) Obwohl das Mittelalter dem in nichts nach steht!!

    Zu deiner Frage: Du hast grundsätzlich recht. Das Reinigen ist oftmals auch das töten der Spuren der Geschichte, und sollte gut abgewägt werden. Ist es Schmand, neuzeitlicher Dreck oder einfach eine tolle Patina?! Abgesehen davon, dass das auch immer mit der eigenen Empfindung zu tun hat, würde ich immer noch mal eine zweite Meinung einholen bevor ich reinige.

    Bei Silber ist es relativ einfach, dass kann man ja auch in diesem Thread nachlesen. Bei Bronze ist das eine ganz andere Sache. Da lasse ich persönlich eher die Finger von und versuche Stücke zu erwerben, die diese Reinigung nicht nötig haben! Da die Erhaltung aufgrund des Materials und der Anfälligkeit für Korrosion natürlich stärker angreifbar sind als Silber, sind sehr schöne bis vorzügliche Erhaltungen natürlich entsprechend teurer... leider.

    Zu deiner zweiten Frage. Also, bei MDM habe ich noch nie gekauft. Das ist auch nicht die richtige Adresse... meine Meinung. Ich schaue persönlich viel auf ebay. Da werden schöne Stücke angeboten, oftmals auch zu kleinen Preisen. Dort gibt es teils renomierte Münzhändler mit einem Shop (Gitbud & Nauman / Sol Numismatics / Savoca Coins / DIONYSOS / Lanz). Man kann auch bei privaten Anbietern ganz schöne Schnäppchen machen. Aber da wäre ich am Anfang sehr vorsichtig. Es ist auch viel Müll unterwegs.

    Bei den oben genannten ist die Echtheit garantiert. Natürlich machen auch die Fehler, aber die Quote ist verschwindend gering. Man muss allerdings die Beschreibungen genau lesen. Lanz bietet z.B. oft auch Stücke an, die "geglättet" und/oder "geschnitzt" sind. Da lass die Finger weg von. Diese Stücke sind neuzeitlich überarbeitet. Man hat sozusagen den Charme (von dem du schwärmst) abgekratzt, nachgraviert, wertlos gemacht (zumindest für mich und viele Sammler). Totz alledem erzielen die Stücke oft unglaubliche Preise. Keine Ahnung, warum man darauf steht.....

    Den Stil von Fälschungen wirst du mit der Zeit erkennen. Aber das ist Arbeit und viel Lernerei. Ich frage IMMER noch jemanden hier nach seiner Meinung. Das hilft ungemein :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Andicz (3. Dezember 2013 um 17:12)

  • Andicz Ausführung ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
    Bei Fälschungen wirst du mit einiger Erfahrung z. B. Fehler im Stil erkennen. Dazu ist es wichtig sehr viele originale aber auch Fälschungen anzusehen.
    Fälschungen findest du z. B. hier:http://www.forumancientcoins.com/fakes/
    Originale u. A. bei wildwinds.com und bei acsearch.info. Du kannst aber gerne jederzeit auch hier um Rat fragen. Auch per PN.

    Der Eifer der Toren ist schlimmer denn der Zorn der Götter. (Euripides)
    -> Sollte ich mir manchmal zu Herzen nehmen :rolleyes: .

  • Nur ganz kurz:

    Schön, dass du nun auch unter die Münzensammler gefallen bist, dem Usernamen zu urteilen dürftest du zu der sehr seltenen Sorte der Münzensammler gehören, der WEIBLICHEN. :tongue:

    Und das erhabene Gefühl 2000 Jahre Geschichte in den Händen zu halten kann ich vollkommen verstehen, aber halte die möglichst von MDM fern, die Münzen sind zwar echt, aber gnadenlos überteuert....

    Grüße

    Täglich grüßt das Erdnussbier...

  • Wow, vielen lieben Dank für die vielen hilfreichen Antworten und Ausführungen. Ich sauge sie alle wissbegierig auf ;)
    und habe das Gefühl schon jetzt sehr viel gelernt zu haben auf meiner
    jungen Reise. Ich werde versuchen hier so viel wie möglich zu lesen und
    von dem reichen Wissensschatz zu profitieren der sich hier so tummelt.

    Dieses Forum macht mir jetzt schon sehr viel Spaß!

    Gruß,
    M

  • Manchmal brauch es auch gar keine agressiven Putzmittel, den Dirham den ich bereits unter Das Kalifenreich vorgestellt habe sah nicht immer so herrlich aus :love:


    Ich ergatterte ihn auf der Numismata 2013 in Frankfurt von einem englisch-sprechendem Händler der sich anscheinend auf Münzen aus islamischer Herrschaft spezialisiert hat und denen dazugehörigen Artefakten.

    Von einem schönen Teller der SEHR gut gefüllt war mit Silbermünzen der Umayyaden suchte ich mir die Besten heraus und ließ dann meine Begleitung auswählen welche Münze eingekauft wird. Das stellte sich als sehr gute Entscheidung heraus :thumbup:

    Hier Vorher-Nachher Bilder:



    In der Hand bemerkt man nichtmal mehr die kleinen Unreinheiten, die noch auf dem Bild zu sehen sind, weshalb ich ihn auch nicht weiter reinige.

    Und jetzt die Auflösung: Die komplette Reinigung erfolgte mit nicht mehr als einem Zahnstocher und 5 Wattestäbchen. Ich war selbst erstaunt wie gut das geklappt hat, aber anscheinend war es kein antiker "Dreck" der auf der Münze war, sondern bloß neuer anhaftender Schmutz von seinen vielen anderen Dirhamfreunden von dem großen Teller. ;)

    Grüße die Nuss

    Täglich grüßt das Erdnussbier...

    Einmal editiert, zuletzt von Erdnussbier (27. Januar 2014 um 15:27)

  • Da es schon über ein Jahr her ist, dass hier jemand etwas geschrieben hat kommt mal eine Auffrischung!

    Habe mir diesen Monat eine alexandrianer Tetradrachme des Probus zugelegt. Sie sah auf den ersten Blick nicht so bezauberdn aus, weshalb ich sie vlt auch für einen recht günstigen Preis bekommen habe. Hab da einfach mal meinem favorisierten Händler vertraut, dass die Substanz gut ist. :)

    Es scheint ja sehr unterschiedliche Methoden zu geben wie man Malachit-Auflagen, wie sie eben hier auf der Münze stark vertreten sind, entfernen kann. Ich habe allerdings weder Erfahrung noch spezialisierte Gerätschaften oder teure Chemikalien. Habe mir aber gedacht, dass es auch einfach mit Zitronensäure gehen müsste, worauf ebenfalls manche vertrauen. Malachit ist ja auch nur ein Carbonatsalz, genauso wie Kalk. Und den kann man bekanntlich ja recht effektiv mit Zitronensäure bekämpfen. Also habe ich das gleich auch ausprobiert und die Münze (nachdem ich versucht habe sie mit einem Skalpel erstmal von den gröbsten Verkrustungen zu befreien) mehreren Zitronensaft-Bädern unterzogen. Nach einiger Zeit hatte sich die Flüssigkeit immer grünlich gefärbt und die Auflagen sind tatsächlich geringer geworden.

    Irgendwann waren dann tatsächlich alle Beläge aufgelöst, bzw. abgekratzt. Das Abkratzen sollte aber wirklich eher geübt werden, bin manchmal doof abgerutscht :(
    So sah die Münze dann nach der Bäder-Bahndlung aus: (Bild hat einen leichten Rotstich)

    Habe sie dann erstmal mit haushaltsüblichen Kaisernatron abgerieben um sicher zu sein, dass die Säure neutralisiert ist und sich da nichts mehr verändert. Die Münze sah dann aber immer noch raus aus und hatte einen leicht staubigen braunen Belag auf der Oberfläche, kann nicht sagen woraus das genau bestanden hat. Um die Münze dann noch zu konservieren habe und etwas glatter wirken zu lassen habe ich sie mit heißen Parafin eingerieben (aus einer Kerze ;) )

    So sieht dann das Endergebnis aus:

    Ich finde die Münze sieht jetzt schöner aus als vorher, da auch einige Details hervorgekommen sind und das Gesamtbild jetzt einheitlicher wirkt.


    Fazit: Man kann auch ohne Kostenaufwand oder Erfahrung eine Münzreinigung durchführen!

    Grüße Erdnussbier

    Täglich grüßt das Erdnussbier...

  • Danke!

    Und das Zwischenergebnis: Ja da treffen mehrere Fakroren aufeinander, zum einen, dass das Foto tatsächlich etwas rotstichig ist und zum anderen der komisch pulverige Belag der sich gebildet hat. War aber nur sehr dünn. Hätte ich wirklich schlimme Veränderungen festgestellt, hätte ich das "Experiment" wohl abgebrochen :D

    Täglich grüßt das Erdnussbier...

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