Münzen aus der Kipperzeit

  • Einen Cottbuser Kipperpfennig hat numis68 schon gezeigt,
    aber hier kommt noch ein VORHER-NACHHER-Bild:

    Stadt Cottbus o. Jz. (1622) Bahrfeldt Nr. 715f

    Das linke Bild ist ein unverändertes Zitat aus dem eBay-Angebot der Münzhandlung Dr. Lanz.
    Inhaber der Urheberrechte ist die Münzhandlung Dr. Lanz in München.
    Rechts seht Ihr das Ergebnis nach der Reinigung.
    Manche Münzen haben echt Potential. Aufwand: 45 min + 5 Zahnstocher

    Einen schönen Gruß, der Brandenburger

  • Hallo Brandenburger,
    ein paar schöne Stücke, die Du zeigst, es kann gern so weitergehen.
    Eine Bemerkung noch zu dem Stück von Ravensburg, es ist umstritten, ob man diese zu den
    Kippermünzen zuordnen sollte, die Fachleute sind sich da nicht einig, wie man in den Beschreibungen
    verschiedener Händler in ihren Listen und Katalogen sehen kann.
    Die Stücke sind in der Kipperzeit geprägt worden, waren aber später weiterhin gültiges Zahlungsmittel,
    Kippermünzen hat man bekanntlich ab 1623 eingezogen, sie verschwanden aus dem Umlauf, die
    Ravensburger wurden dagegen sogar 1655 wieder neu geprägt.

    Ich will aber auch einen Beitrag zu den Kippermünzen bringen und stelle mal eine Neuerwerbung vor:
    Kipperpfennig Neuruppin 1622, Bahrfeld 699, einseitig, die Prägung war wohl etwas zu heftig, denn der
    Rand ist teilweise eingerissen.

    Gruß numis68

  • Hallo Numis,
    unser Faden heißt ja deshalb auch Münzen aus der Kipperzeit, und nicht nur Kippermünzen.
    Schöne Stücke zeigt Ihr da. Und Deine Reinigung, lieber Brandenburger, ist auch vorzüglich gelungen.
    Gruß ischbierra

  • Heute kommen hier zwei einseitige Kipperpfennige aus dünnem Kupferblech
    aus der städtischen Münzstätte der Stadt Drossen in Brandenburg.
    Drossen lag in der Neumark, östlich der Oder (heute Polen).

    links:
    1622, Bahrfeldt 720a
    Adlerschild zwischen barocken Verzierungen, darüber: 16 D ZZ

    rechts:
    o.Jz., Bahrfeldt 718b
    Adler über D

    Auffällig sind bei der Münze links die stärkere Versilberung und der größere Materialeinsatz.
    Die Anordnung der höheren Bahrfeldt-Nr. links ist Absicht;
    bei den städtischen Prägungen aus Frankfurt an der Oder wird uns dieses Thema demnächst wieder begegnen.

    Einen schönen Gruß, der Brandenburger

  • Kipperpfennige aus Frankfurt an der Oder - die zeitliche Abfolge

    Emil Bahrfeldt schreibt auf der Seite 353 seines 2. Bandes zur Nr. 689:
    "Wenn die Pfennige auch keine Jahrzahl aufweisen, so wird doch ihre Entstehung im
    Jahre 1621 liegen; denn es ist nicht anzunehmen, dass die Stadt sich der Prägung bis zum Schlage
    der Pfennige von 1622 enthalten haben sollte."
    Mit dieser Annahme sollten wir sehr kritisch umgehen.
    In den letzten 24 Jahren sind mindestens 5 Exemplare des Jahrgangs 1621 im deutschen Münzhandel
    aufgetaucht.

    Eines davon auf der 1. Position auf dem Bild:
    Doppelwappen, links ein Helm n. l. mit Helmzier, rechts der nach links schreitende Frankfurter Hahn.
    unten •F•, über dem Wappen die Jz. 16Z1, Bahrfeldt-Nr. -
    Auf einer handschriftlichen Notiz über das Stück der Auktion Leipzig 1992
    hab ich das F zwischen 2 Ringen dargestellt; Fehler? Oder gab es mehr als einen Stempel?

    Auf der 2. Position sind von oben nach unten die Bahrfeldt-Nrn. 690f u. 690g
    mit der Jz. 16ZZ zu sehen (die >eckige< Z wurde vom Jahrgang 16Z1 übernommen).
    Der Helm hat eine Krone.
    Die Versiberung nahm im Laufe des Jahres ab.

    Gegen Ende des Jahres änderte sich die Jz. in 1622 (Bf. 690c),
    Dann verschwanden auch noch die Punkte vor und hinter dem F (Bf. 690a, b).
    Auf der 3. Position ist ein Beispiel für Bf. 690a zu sehen,
    übrigens auf einem extrem dünnen Schrötling geprägt.
    Die Exemplare mit 1622 sind Handel deutlich weniger oft anzutreffen als die mit der Jz. 16ZZ
    Vermutlich sind sie erst Ende des Jahres entstanden.

    Die undatierten Stücke vermute ich im Jahre 1623 geprägt (4. Position).
    Bei diesem Stück ist der Schrötling nochmals verkleinert und der "Silber"-Sud arg gestreckt (Zn, Sn, Pb ?).
    Der Helm hat eine Helmzier.

    Diese Übersicht soll zeigen, wie sich mir die zeitliche Abfolge der Kipperprägungen
    der Stadt Frankfurt an der Oder anhand des überlieferten Münzmaterials darstellt.
    In Teil 2 geht es um die 'wilde' Endphase der Frankfurter Kipperprägungen.

    Einen schönen Gruß vom Brandenburger

  • Hallo Brandenburger,
    ich zeig mal nachfolgend meine 2 Kipperpfennige von Frankfurt, leider hab ich den Spezialkatalog
    von Bahrfeld "Kippermünzen der Städte" nicht, dadurch ist die genaue Bestimmung nicht möglich.

    Das erste Stück von 1622 hat noch einen schönen Silbersud, das zweite Stück ist wohl nur aus
    Kupfer ohne Silbersud, es ist schon möglich, dass die letzten Stücke 1622/23 ohne Silbersud ausge-
    geben wurden, im allgemeinen Katalog von Bahrfeld wurden diese Pfennige aber 1621 zugeschrieben.
    Ich finde Deine Meinung dazu schon verständlicher.

    Grüße von numis68

  • Hier noch zwei weitere Münzen aus der Kipperzeit:

    Bild 1 und 2: 6 Kupferpfennige 1621 für die Grafschaft Ravensberg unter Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg, Prägestätte Bielefeld,
    (Ergänzung zu dem 12-Pfennigstück, eingestellt von Brandenburger am 9.1.2016)

    Bild 3 und 4: Kurfürstentum Brandenburg, 1 Kippergroschen ohne Jahreszahl, ohne Münzzeichen, geprägt 1622/23 in Cöln, Bahrfeld Nr. 655,
    diese Kippergroschen wurden laut Bahrfeld 3-lötig (Feingehalt 187,0 Tausendteile) geprägt, außerdem ist das Gewicht stark reduziert, das
    Stück wiegt nur 0,65 Gramm, ab Oktober 1623 ließ der Kurfürst wieder guthaltige Münzen nach der alten Reichsmünzordnung prägen, die
    Groschen sollten 8-lötig sein (500 Tausendteile Feinsilber), die Kippergroschen wurden im Wert auf 2 Gute Pfennige herabgesetzt.

    Grüß numis68

  • Kipperpfennige aus Frankfurt an der Oder - die Endphase der Prägungen

    Im 1. Teil wurde versucht mit den vorhandenen Münzen den zeitlichen Ablauf
    der städtischen Kipperprägungen in Frankfurt an der Oder zu rekonstruieren.
    Im Beitrag mit den beiden Pfennigen aus Drossen ist die Vermutung angedeutet,
    daß die schlechteren Münzen wohl nach den besseren geprägt wurden,
    die Stücke o.Jz. vermutlich aus dem Jahre 1623 stammen.

    Im Teil 2 sehen wir Beispiele aus der wilden und hektischen Endphase der Frankfurter Kipperprägung.
    Man ließ sich nicht mehr die Zeit, das Blech für die Schrötlinge auszuwalzen oder auszuhämmern.
    Die Gewichte von links nach rechts (alle Bf. 689b): 0,48 g, 0,88 g u. 0,71 g
    Aus dieser Materialmenge hätte man 1622 9 Pfennige gemacht.
    Die fortgeschrittenen Stempelrisse wurden ignoriert, Prägung auf >Teufel komm 'raus<.
    Das Stück an der 3. Position läßt Spielraum für Vermutungen über die Prägetechnik offen:
    Auf einem Stück Baumstamm, Hirnholzseite nach oben, lag ein Ledertuch.
    Mehrere Schrötlinge wurden gleichzeitig auf das Leder gelegt, nacheinander geprägt und anschließend eingesammelt.
    Die federnde Unterlage führte dazu, daß die Münzen/Schrötlinge bei jeder Prägung etwas hochsprangen,
    ein geprägtes Stück sprang dabei so hoch, daß es sich umdrehte und wie ein ungeprägtes Stück aussah.
    Dann kam der zweite Schlag (Auf dem Bild rechts).

    Einen schönen Gruß vom Brandenburger

    P.S.: Kleiner Zusatz, die Münzen wurden über längeren Zeitraum bei drei verschiedenen
    deutschen Münzhandlungen gekauft (Re. vorhanden), ich suche noch Beispiele dieses Stempels vor den Rissen.
    Ein Bild (151111019bz.jpg) mit einem Vorstadium der Risse - vermutlich aus den MA-Shops - hab ich auf dem Rechner,
    finde das Angebot leider nicht mehr; wohl verkauft, Schade.

  • Heute folgen Kippermünzen einer weiteren brandenburgischen Stadt, Pfennige aus
    Prenzlau.
    Emil Bahrfeldt (Bd. II, S. 364):
    "Eine Nachricht über die städtische Prägung während der Kipperzeit ist mir aufzufinden nicht geglückt."
    Prenzlau hat als einzige Stadt in Brandenburg zweiseitige Pfennige geprägt.
    - Von dem "Prägeunfall" in Frankfurt an der Oder einmal abgesehen.
    Bekannt sind die Jahrgänge I6ZI und I6ZZ.
    Im Jahre 1622 wurde auch eine einseitige Variante geprägt (Sparzwänge Ende des Jahres?).
    Auf dem Bild 2 Exemplare Bf. 724c (St.-Mzn. 19).
    Vs.: "Adler mit Helm, auf welchem ein Adlerflug" (Bahrfeldt)
    Rs.:
    *I*
    •PF•EN•
    •I6ZZ•
    Einen schönen Gruß vom Brandenburger

  • Zuletzt gab es ja hier im Januar eine regelrechte Flut interessanter Stücke.
    Dieser Tage gab es in diesem Bereich auch bei mir Zuwachs.
    Zuerst ein 8-Groschen-Stück aus Chemnitz von 1622, 3,77gr.
    Das besondere dieser Stücke aus 1622 ist ein kleiner Ring mittig unter dem Kurhut. Es ist das Münzstättenzeichen für Ehrenfriedersdorf, hier offenbar eine Nebenstätte von Chemnitz.
    Und dann ein Kreuzer aus der Linie Fugger-Nordendorf, Nikolaus, 1622, 1,07 gr.

  • Ich kaufe auch in der Regel nur gut erhaltene Stücke; aber ich bin ja auch kein Vollständigkeitsfanatiker.
    Aber aus dem Anfängerstatus dürftest Du ja nun auch schon eine Weile raus sein.

  • Wieder ist ein Stück dazu gekommen. Es ist ein 12 Pfennig-Stück des Herzogtums Westfalen, Ferdinand von Bayern 1612-1650, ohne Jahr. MON.DVCA.WEST.PHAL., 2,02 gr. Die Erhaltung ist nicht so berauschend, dafür ist es aber vergleichsweise selten.
    Gruß ischbierra

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