Beiträge von petzlaff

    nein - ich beziehe mich auf die Schrötlingsform.
    Die Schrötlinge wurden mit einer Schere aus einem Rohling-Zylinder geschnitten.
    Die Zylinder waren oft nicht sauber gegossen - zum Teil waren die Gußformen defekt, was immer wieder zu skurillen Rohlinen führte.

    Ich finde deine Münze übrigens auch sehr hübsch.

    Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob es wirklich ein Class A1 Anonymer von Johannes I ist.
    Ich tippe eher auf einen A3 von Constatntin VIII oder Basil II bei dem auf grund der Schrötlingsform große Teile der Legende verlorengegangen sind.
    Wie dick ist denn die Münze ?

    LG, Stefan

    Hallo Liebe Byzantiner (ich hoffe, es gibt hier noch ein paar "alte Weggefährten" aus anderen Foren, die jetzt hier gelegentlich mitlesen).

    Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, bin ich dabei, mein Petzlaff-Handbuch über die Billon-Trachys vollständig zu überarbeiten.
    Es haben sich seit der letzten Auflage (2007/2008 ) zahlreiche neue Erkenntnisse ergeben, die statistisch untermauert werden sollten.
    Das gilt insbesondere für die Brustbilder der Kaiser ALEXIOS I, JOHANNES II und MANUEL I (bei Letzterem nur die frühen Brustbilder und nicht die späteren Ausgaben).

    Das Hauptinteresse gilt hierbei JOHANNES II, da dieser offenbar 37 Jahre lang, über 3 Indiktionsperioden hinweg, keine Veränderungen im Münzbild vornahm - das ist ungewöhnlich, da normalerweise zu Beginn jeder Indiktion (bei JOHANNES waren das die Jahre 1122 und 1137 - hinzu kommt der 4-Jahres Rest der Indiktion 1107) die Münzbilder geändert wurden.

    Wenn jemand unter euch derartige Stücke besitzt, wäre ich sehr glücklich, wenn ich Fotos oder Scans von den Revers' bekommen könnte. Diese Abbildungen dienen ausschließlich der Recherche. Sollte sich ein Exemplar darunter befinden, welches ich gern in meinem Buch veröffentlichen würde, werde ich mir die entsprechende Genehmigung einholen.

    Ich bedanke mich im Voraus für eure Mithilfe.

    LG, Stefan (alias "petzlaff")

    Hallo Justus,

    nach genauem Studium des Revers unter verschiedenen Beleuchtungen und aus etlichen Blickwinkeln erscheint mir folgende Deutung der spärlichen Überreste des Avers kein Monogramm, sondern ein frontales Kopfbild zu sein. Sehr deutlich ist im Original das "T" zu erkennen. Ich gebe zu, aus einem anderen Winkel erscheint das Ganze ggfs. wie ein Münzbild füllendes Rechtsprofil - ich denke das Avers könnte eher Aufschluß geben. Die römische V gibt es bei Theodoric, Athalaric und Theodahat. Sollte das Avers kein Kopfbild, sondern doch ein Monogramm (gewesen) sein, dann würde das T für Athalaric sprechen (anbei auch das Monogramm des Athalaric - Quelle: Lothka, "Inroduction to East Roman Coinage", 1989). Das T könnte natürlich auch ein Kreuzzepter sein ???????????????????????

    LG, Stefan

    Hallo zusammen,

    beim Reinigen eines Spätrömer-Lots bin ich auf folgendes Münzlein gestossen.

    Material: Kupfer
    Durchmesser: 8,3 mm
    Gewicht: 0,72 g
    Schrötlings-Dicke: 1,72 mm

    Das Avers ist leider total verrotted, aber mit etwas Phantasie lässt sich ein Kopfbild erkennen (kommt im Scan nicht so gut heraus).
    Das Revers ist ganz prima und könnte für eine zumindest grobe Bestimmung herhalten.

    Aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Literatur schätze ich das Teil als Ostgotische Prägung des 5. Jhs. ein - möglicherweise 5 Nummia des Theohadat (o.ä.).
    Bitte gern zu widersprechen - aber vielleicht gibt es ja jemanden, der mit dieser Miniatur etwas anfangen kann.

    Ansonsten: frohes Neues Jahr

    LG, Stefan (alias Byzanz-"petzlaff")

    Nur zur Info

    dieser Typ ist bisher noch nicht in meinem Handbuch erfasst, wird aber eine eigene Nummer erhalten.

    Mit 9 Perlem im gewinkelten Loros-Saum und 3 Kragenperlen ist mir diesee ALEXIOS I noch niemals untergekommen. Leider kann man die Details der Legende nicht entziffern. Mal schauen, obe das klappt, wenn das Teil angekommen ist.

    Es wird vermutlich ein Pz. 1.3a2-030 in meinem neuen Katalog werden.

    LG, Stefan

    Hallo Peter,

    du liegst vollkommen richtig. Die gezeigte Münze ist ein DOC 31b (Pz 1.5b). die von dir beschriebene ist wohl ein DOC 31a (Pz 1.5a). Beide Münzen wurden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheilichkeit in Philippopolis (Plovdiv) geprägt und zwar als Gedenkmünzen anlässlich zweier Besuche des Kaisers in dieser Stadt. Der erste Besuch erfolgte 1093 (diesem Ereignis wird deine Münze zugeschrieben), der zweite Besuch im Jahr 1114 - dazu gehört dann die gezeigte Münze.

    Vor ALEXIOS hatte seit Ewigkeiten kein Kaiser selbst Philippopolis bereist - das war der wackeligen Nordostprovinz schon eine Gedenkprägung wert.

    Guten Rutsch

    LG, Stefan

    Liebe Römer,

    dieses Münzlein (AE4 - 10,74 mm - 0,91 g) fand ich beim Reinigen eines uralten Konvoluts (lag mindestens 10 Jahre unberührt bei mir rum) späträmischer/frühbyzantinischer Münzen. Ich vermute, dass es sich um eine "Barbarische Imitation" des 4. Jhs handelt. Das Kopfbild ähnelt einem CONSTANTIN II, das Revers ist ein sehr grob geschnittener FEL TEMP REPARATIO "Reitersturz".

    Kann mir jemand meine Vermutung bestätigen, oder liege ich daneben ?

    LG, Stefan

    moin zusammen

    Gehen wir zwei Jahrhunderte zurück und betrachten, wie die typischen Schüsselchen das Licht der Welt erblickten.

    Wieder ein Zitat aus meinem Handbuch über die Trachys der Komnenen und Angeloi (ALEXIOS I bis ALEXIOS III) von 2007/2008:

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    Bis ins 10. Jahrhundert fußte die von CONSTANTIN I geschaffene Währung des oströmischen, später Byzantinischen Reichs auf dem goldenen Solidus, der mit 24 Karat (Siliquae) 4,5 g wog, und von dem 72 Stück aus dem römischen Pfund geprägt wurden.

    NIKEPHOROS II (963-969) führte neben dieser Leitwährung eine zweite Goldmünze ein, die mit ihrem Gewicht von nur 4,1 g eins zu eins konvertibel zum fatimidischen Dinar war und den Handel mit den östlichen Nachbarn intensivieren und erleichtern sollte. Diese neue Münze wurde allgemein als Tetarteron bezeichnet.

    Beide Münzen konnten zunächst optisch kaum voneinander unterschieden werden. BASILEOS II (976-1025) löste dieses Problem, indem er den herkömmlichen Solidus, bzw. Histamenon, wie er jetzt genannt wurde, auf flacheren und dafür breiteren Schrötlingen ausprägen ließ. In relativ kurzer Zeit stellte sich heraus, dass die dünnen Schrötlinge der mechanischen Beanspruchung bei der Herstellung und später auch im Umlauf nicht gewachsen waren. In der Zeit bis zur großen Münzreform des ALEXIOS I im Jahre 1092 nahm das dünne Histamenon nach und nach die wesentlich stabilere typische Schüsselform an, die zum Inbegriff der Byzantinischen Münzprägung der nächsten Jahrhunderte werden sollte. Die Histamena wurden schließlich sogar im allgemeinen Sprachgebrauch außerhalb der Reichsgrenzen als Besanter, also Byzantiner bezeichnet. Da sie nach wie vor den inzwischen 700 Jahre alten Solidusstandard verkörperten, galt eine schüsselförmige Münze als „gutes Geld“. Die Mutation von der flachen zur gebogenen Form entsprang, wie neuere metallurgische Analysen beweisen, nicht dem Zufall[1]. Vielmehr stellte die Ausformung des rohen Schrötlings zur Schüssel eine gezielte Maßnahme dar, die Stabilität der Münzen zu verbessern. Mit dem Begriff „Skyphat“ wurden diese Münzen übrigens erst im 19. Jahrhundert belegt. Das Wort Skyphat bezeichnet dabei lediglich die Form der Münze und keinesfalls ein Nominal.

    Die Inflation des ausgehenden 1. Jahrtausends zwang ALEXIOS I zu jener historisch bedeutsamen Münzreform, die das Histamenon als Leitwährung beibehielt, welches nun aus Elektron, einer Gold-Silber Legierung geprägt, den Namen Hyperperon annahm. Silbermünzen wurden durch Billon-Skyphaten, die Aspron Trachy genannt wurden ersetzt und das Tetarteron degenerierte zu kupfernem, weiterhin flach ausgeprägtem Kleingeld.

    Auf ein Hyperperon gingen zunächst 48 Aspron Trachy aus Billon. Doch die Inflation machte nach der Münzreform des ALEXIOS nicht halt. Etwa um das Jahr 1160 wurde unter MANUEL I (1143-1180) das Aspron Trachy von 1/48 auf 1/120 des Hyperperon abgewertet,[2]. Damit wurde das ehemalige Drittel-Hyperperon aus Elektron zur Hauptmünze, und stand damit als Leitwährung in etwa gleicher Relation zum Billonnominal wie seinerzeit das Hyperperon des ALEXIOS. Mit dieser Neufestsetzung des Wertes änderten die Billon-Skyphaten ihr Gesicht. Die bisher vorherrschende Avers-Darstellung einer Christusikone wurde durch das Bild der Muttergottes ersetzt. Unter ALEXIOS III (1195-1203) lag der Wert des Billon Aspron Trachy schließlich nur noch bei 1/184 Hyperperon.

    Zur gleichen Zeit wurden nach und nach noch im umlauf befindliche ältere Billon Aspron Trachys amtlich beschnitten („clipped“). Nach wie vor waren die Trachys keine Scheidemünzen, sondern ihr Münzwert entsprach dem Metallwert. Billon-Trachys wurden, obwohl sie nur noch wie Kupfermünzen aussahen stets als Silbermünzen betrachtet. Durch Beschneiden wurde der Münzwert auf den amtlich nominalen Metallwert reduziert. Die häufig zitierte Vermutung, bei den beschnittenen Münzen handele es sich um ein Unternominal, hat sich als falsch herausgestellt.

    Bis in das Zeitalter der Paläologen stand die Schüsselform erstaunlicherweise immer noch für lange Zeit als Synonym für eine vertrauenswürdige, stabile und daher allgemein akzeptierte Währung. Kaum anders lässt sich sonst die Tatsache erklären, dass die Kreuzritter als „lateinische Besatzer“ von Byzanz und die bulgarischen Zaren Byzantinische Schüsseln imitierten und als eigene Währung begaben.

    Die Herstellung der Skyphaten erfolgte nachweislich in unterschiedlichen Werkstätten, die sich anhand von Zeichnungsdetails unterscheiden lassen. Die Kennzeichnung der herstellenden Werkstätten offenbaren sich im Perlenbesatz des kaiserlichen Gewandes und der Ausführung des vom Kaiser gehaltenen Labarums oder Zepters[3].

    Weiterhin charakteristisch, insbesondere für die späteren Ausgaben sind zahlreiche Doppel- oder seltener, sogar Mehrfachprägungen. Diese entstanden dadurch, dass zum einen aufgrund abgenutzter Prägestöcke der obere Stempel mehrfach gesetzt werden musste, um das volle Münzbild erkennbar werden zu lassen, ein zweiter Grund liegt darin begründet, dass die schüsselförmig vorgeformten Schrötlinge oft andere Krümmungsradien aufwiesen als die verwendeten Prägestempel. Um ein sauberes Münzbild zu erhalten waren Doppelschläge erforderlich und an der Tagesordnung. Dies erklärt die Skurrilitäten der Ausgaben mit zwei Personen im Avers, die teilweise in Winkeln bis zu 60 Grad gegeneinander verdreht daherkommen. Offenbar waren an der Prägung mancher Münzen sogar drei Münzmeister beteiligt: einer, der den Schrötling setzte und zwei, die die Münze schlugen. Ein Indiz für diese These ist das Vorkommen von Doppelprägungen mit eindeutig unterschiedlichen Avers-Stempeln[4].

    Heute erfreuen sich gerade die Billon-Skyphaten bei vielen Sammlern stark wachsenden Interesses. Zum einen ist reichlich Material vorhanden, zum anderen bietet kaum ein weiterer Abschnitt der Byzantinischen Numismatik eine derartige Vielfalt mit ungeahnten Spezialisierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus kann man wohl davon ausgehen, dass noch viele bisher unbekannte Varianten auf ihre Entdeckung warten.


    [1] Klaus Weber, Erkenntnisse zur Herstellung byzantinischer Elektrum-Skyphaten, 2003

     [2] Hendy, Dumbarton Oaks Catalogue, Vol. IV

    [3]P.D.Whitting, Byzantine Coins, New York 1973

     [4] S.Bendall, The double striking of late Byzantine scyphate coins“, The Celator, June 1998


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    Frohe Weihnachten und viele schöne Münzen unter dem Christbaum


    wünscht Stefan (alias petzlaff)

    moin zusammen,

    im Zusammenhang mit den in letzter Zeit an dieser Stelle häufig gezeigten "Lateinischen" Trachys (Skyphaten) möchte ich gern das Kapitel 3 meines "Petzlaff" Handbuchs von 2006 über die Lateinischen und Bulgarischen Schüsselchen zitieren. Ich hoffe, dass es ein wenig Licht auf diese interessante Periode der mittelalterlichen Münzprägung in Südosteuropa wirft:

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    3. Die Skyphatenprägung im frühen 13. Jahrhundert

    Die Eroberung von Konstantinopel und Thessaloniki durch die Ritter des 4. Kreuzzuges und die darauf folgende Besatzung einiger Teile des Byzantinischen Reiches (1204 bis 1261) stellte nicht nur eine politische Zäsur in der Geschichte des "oströmischen" Erbes dar, sondern brachte fast den gesamten Balkan in den „Genuss“ einer Art gemeinsamer Währung.

    Aber es waren nicht die Venezianer und ihre "verräterischen Lateinischen Vasallen", die das monetäre System der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts diktierten, sondern die Zaren des zweiten bulgarischen Reichs mit Hauptstadt Turnovo, die insbesondere in Thrakien nicht immer friedliche nachbarschaftliche Beziehungen zum Byzantinischen Reich pflegten.

    Bereits im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts prägten die Bulgaren Billon-Skyphaten in der Art und der Zeichnung der damals umlaufenden Byzantinischen Schüsselmünzen. Heute werden diese allgemein als "Imitationen" bezeichnet, was in meinen Augen völlig falsch ist. Die Bulgaren imitierten nämlich nicht, sondern versahen ihre Prägungen im Namen der Byzantinischen Kaiser MANUEL I, ISAAK II und ALEXIOS III mit eindeutigen Merkmalen ("Codierung" der Perlen auf den kaiserlichen Gewändern), die niemals auf originalen Byzantinern zu finden sind. Am auffälligsten ist dieses Phänomen bei den Prägungen im Namen ALEXIOS III, auf denen die Gürtelschnalle des St. Constantin deutlich andere Formen als bei den Vorbildern aufweist. Ebenso sind von den Originalen abweichende Kombinationen des Perlenbesatzes in den Gewändern der dargestellten Personen vorhanden.

    Möglicherweise wurden um 1200 auch durch die Byzantiner selbst in den nördlichen Provinzen, insbesondere im Thrakischen Grenzgebiet[1] vereinfacht ausgeführte Billon-Skyphaten geprägt, die sich aber nicht eindeutig von den Bulgarischen Prägungen unterscheiden lassen.

    Originale und Imitationen vermischten sich wie beispielsweise moderne EURO-Prägungen unterschiedlicher Länder und wurden zur einheitlichen Leitwährung auf dem Balkan.

    Die venezianische Schutzmacht der "Lateinischen" Besatzer des Byzantinischen Reiches war gezwungen, sich dieser Währungsunion anzuschließen, um zunächst speziell in Nordgriechenland den Handel mit Bulgarien aufrecht zu erhalten. Die ersten Prägungen der "Lateiner" sind noch weniger als "Imitationen" zu bezeichnen, da die Zeichnungen der Vorbilder nicht nur in winzigen Details gezielt verändert wurden, sondern komplett neue Darstellungen aufweisen. So zeigt zum Beispiel Sear 2021 den MANUEL mit Akakia statt Kreuzglobus, Sear 2022 den Kaiser mit Schwert und Sear 2023 einen thronenden Kaiser - alles Darstellungen, die es im Original nicht gibt. Dass die Münzen der "Lateiner" im Namen der besiegten Kaiserfamilien geprägt wurden muss als Zugeständnis an die Bulgaren gewertet werden, die ja zuvor Byzantinische Münzen als „gutes Geld“ für sich adaptiert hatten[2].

    Auch die Exilkaiser in Nikäa prägten nach dem "Balkanstandard".Interessant, dass es zwei Verträge zwischen Venedig und Nikäa gab (1214? und 1219), die die Imitation von Münzen des einen durch den anderen Vertragspartner verbot.
    In Folge dieser "Münzunion" überfluteten Millionen von Skyphaten nach Byzantinischem Vorbild den Balkan. Die Folge war eine gigantische Inflation, welche die Bulgaren veranlasste, alle in ihrem Hoheitsgebiet umlaufenden Münzen inGewicht und Feingehalt (zuletzt bis auf unter 0,5% Silberanteil) zu reduzieren. Die Gewichtsreduzierung wurde durch Beschneiden vorgenommen. Neuausgaben wurden zudem zunehmend auf immer kleineren Schrötlingen ausgeprägt. Offenbar nutzten auch Privatleute, wie z.B. Goldschmiede die Gelegenheit der Beschneidung, um kostengünstig an, wenn auch nur geringe Mengen, Edelmetall zu gelangen. Zu Münzen geprägte Edelmetalle fehlen in der ersten Hälfte des 13.Jahrhundert.

    Die Folge ist erstaunlich: Die venezianische Finanzmacht reagierte darauf, indem sie ebenfalls ihre Prägungen durch Beschneiden oder verkleinerte Münzen reduzierte. Es existieren auch Übergangsprägungen auf mittelgroßen Schüsseln. Aus der Tatsache, dass sich zwischen den unterschiedlich groß ausgeprägten Münzen keine auf den ersten Blick erkennbaren Zeichnungsunterschiede feststellen lassen, muss man schließen, dass es sich bei den "small module" Skyphaten um den gleichen Nennwert wie bei den "large modules" handelt und nicht um Teilstücke des Aspron Trachy Nominal. Die venezianischen Kleinformate kommen mit eigenen verkleinerten Darstellungen daher, die sich stilistisch von den "großen Brüdern" stark unterscheiden.

    Viele Historiker, insbesondere aus Südosteuropa (Yordanov[3], Penchev[4]) wagen (recht überzeugend) die These, dass ein großer Teil der späten "small module"-Typen nicht in Konstantinopel, sondern in Ragusa, dem heutigen Dubrovnik geprägt wurden, als Thessaloniki durch die Nikäer 1224 zurückerobert wurde und der Niedergang der "Lateiner" zu Byzanz sich immer stärker abzeichnete. Schließlich bildete Ragusa den wichtigsten handelspolitischen Brückenkopf für Venedig auf dem Balkan und für die Venzianer verlor das immer stärker kränkelnde Protektorat "Byzanz" zunehmend an politischem Interesse.

    Die kleinformatigen "Lateinischen" Thessaloniki-Typen (Sear 2047-2049) wurden nach Ansicht von Penchev nach 1224 in Konstantinopel weitergeprägt, um die Kreuzritter-Vasallen in ihrer letzten Zeit noch ein wenig am Handel mit Bulgarien teilhaben zu lassen.

    1261 übernahm schließlich die Dynastie der Paläologen die Macht in Konstantinopel, um das Reich wieder in Byzantinische Bahnen zu lenken. Monetär hatten sie in der Folgezeit allerdings nicht viel zu bieten, außer einer Unzahl von kaum identifizierbaren zerbrochenen Schüsseln und der späteren Adaption mitteleuropäischer Silbergroschen.

    Über die zeitliche Abfolge der unterschiedlichen „Lateinischen“ Emissionen gibt es zahlreiche divergierende Spekulationen. Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch, sich diesbezüglich in die kontroversen Argumentationen einzumischen, sondern folgt weitestgehend der Theorie Hendys. Wo es mir aus politisch historischer Sicht geraten erscheint, folge ich ansatzweise der Bulgarischen Darstellungsweise, die z.B. von Penchev und Yordanov vertreten wird. Auf diese Weise hoffe ich der Kritik zu entgehen, einseitig die osteuropäische Sichtweise zu ungunsten der Forschungsergebnisse von Hendy und Metcalf zu verfälschen. Letztere unterscheiden sich weniger in der Diskussion um den Ausgabezeitraum einzelner Münzen, sondern um deren Herkunft.


    [1] s. Kommentare Hendy’s in DOC IV

    [2] V. Penchev, “A Hoard of Copper (Billon) Scyphati from the first half of the 13th Century found near Petrich”, Agato Publ. Sofia, 2003

    [3] Yordanov, „Coins and Circulation of Coins in Bulgaria of the Middle Ages 1081-1261”

    [4]V. Penchev, “A Hoard of Copper (Billon) Scyphati from the first half of the 13th Century found near Petrich”, Agato Publ. Sofia, 2003
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    LG, Stefan

    Ich weiß zwar nicht, welcher Vertrag gemeint ist, aber Dein Tip, petzlaff, grenzt immerhin die Zeit ein. Und siehe da, ich fand ein ziemlich ähnliches Stück bei Theodorus I. von Nicaea.
    Gruß ischbierra


    Ganz heisse Spur :)

    Ich lasse das als Lösung gelten - es handelt sich um eine Sear 2062 / DOC 6.2 / Petzlaff 4.2a Variante 2 (2 Sterne im Avers, wobei der rechte recht schwer zu erkennen, aber ganz rechts, wo die Prägung verschwimmt, vorhanden ist.

    Der besagte Münzvertrag wurde erstmalig vermutlich im Jahr 2014 zwischen Venedig und ihren Kreuzfahrer-Vasallen, die auch allgemein als die "Lateinischen" Besatzer von Byzanz bekannt sind und dem Kaiserreich von Nikäa, welches sich als legitimer Nachfolger des vorerst untergegangenen Oströmischen Kaiserreichs betrachtete geschlossen. In diesem Vertrag vereinbarten beide Parteien, dass die Venezianer keine Nikäischen Münzen mehr imitieren durften. Es ist nicht bekannt, aber ziemlich sicher, dass der Vertrag auch die gegenseitige Konvertibilität sicherte, zumindest bis 1219, als der Vertrag erneut diskutiert wurde.

    Vor Abschluß des Münzvertrages hatten die "Lateiner" den Typ Sear 2061 / DOC 5 / Petzlaff (Pz) 4.1a massenhaft auf kleinen reduzierten Schrötlingen kopiert und in Umlauf gesetzt - die entsprechende Literatur-Referenz ist Sear 2050 / DOC 36 / Pz 4.1b/c - die gezeigt Münze, der Nachfolger der Sera 2061 wurde aufgrund der Vereinbarung niemals imitiert.

    Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Nikäer die Sear 2061 auf großformatigen Bulgarischen Imitationen überprägten. Die Bulgaren waren übrigens nicht in den Vertrag eingebunden.

    Spannend - oder ?

    LG, Stefan

    LG, Stefan