Muswiesen-Taler werden zurückgerufen

  • Peinliche Post aus dem Rathaus

    Rot am See. Eine Rückruf-Aktion der besonderen Art startet die Gemeinde Rot am See: Silberne Muswiesen-Taler aus den Jahren 2005 bis 2010 besitzen absolut nicht den Gehalt an Edelmetall, den sie eigentlich haben müssen.

    Ein Brief aus dem Rathaus in Rot am See wird demnächst intensive Suchaktionen in Schubladen auslösen: Das Schreiben geht - soweit die Adressen überhaupt bekannt sind - an die Besitzer jener silbernen Muswiesen-Taler, die in den Jahren 2005 bis 2010 zum Beispiel am Gemeindestand auf der Muswiese zum Preis von 18 Euro verkauft oder auch gerne an verdiente Bürger oder prominente Gäste verschenkt wurden.

    Die peinliche Post aus Rot am See mit dem Angebot, die "Silbertaler" aus diesen Jahrgängen entweder umzutauschen oder sich den Kaufpreis erstatten zu lassen, erhalten immerhin auch Günther Oettinger oder Edmund Stoiber. Die beiden Politiker traten 2005 beziehungsweise 2008 als Redner bei der BDS-Kundgebung in Musdorf auf und wurden von der Gemeinde natürlich ebenfalls mit diesem Muswiesen-Souvenir bedacht.

    Den Rückruf der Rundlinge brachte ein Fachmann aus Hohenlohe ins Rollen: Er legte sich im Vorjahr einen silbernen Muswiesen-Taler zu - und nahm sein Exemplar dann einfach mal genauer unter die Lupe.

    Das Resultat von diversen Messungen und Säureproben, die später für alle bisherigen Ausgaben des Edel-Talers wiederholt wurden, fiel wahrlich niederschmetternd aus: Der Feingehalt des Silbers erreichte nicht einmal im Entferntesten den sehr hohen Wert von 999 Teilen, den auch eine Prägung auf den "Talern" versprach. "Nur oberflächlich minimalst versilbert", so das vernichtende Urteil des Experten.

    Bürgermeister Siegfried Gröner geht die unselige Taler-Affäre ganz gehörig gegen den Strich: "Wir sind natürlich im guten Glauben stets davon ausgegangen, dass uns vom Hersteller völlig einwandfreie Stücke und keine minderwertigen Exemplare geliefert werden." Die Gemeinde habe jedenfalls keinerlei Anhaltspunkte dafür gehabt, dass in diesem Fall nicht gerade alles Silber ist, was glänzt.

    Exakt 495 Exemplare des vermeintlichen Silberlings hat die Kommune im besagten Zeitraum von der Fachfirma bezogen, die schon seit 1998 die Muswiesen-Medaille in der edlen Version produziert. Für Otto Normalsammler gibt es bereits seit 1979 eine Standardversion auf Zinnbasis, die bis vor zwei Jahren am kommunalen Stand im Gewerbezelt der Muswiese auch selbst geprägt werden konnte.

    Als die Sache mit den Pseudo-Silberlingen ruchbar wurde, bestellte das Rathaus die Chefin der Herstellerfirma ein. Sie räumte unumwunden Produktionsfehler ein, die durch den Tod ihres Mannes und personelle Wechsel in der Firma entstanden seien. Die Unternehmerin sagte zu, die betroffenen Serien auf ihre Kosten neu zu prägen - in 999er-Qualität, versteht sich. Im Gegenzug will die Gemeinde auf rechtliche Schritte verzichten.

    Siehe auch "Visier"

    Quelle: http://www.swp.de/crailsheim/lok…art5509,1361896

  • Kripo untersucht Silberarmut

    Schwäbisch Hall. Nach dem "Muswiesen-Taler" steht jetzt auch die "Verdienstmedaille" des Kreises Schwäbisch Hall unter dem Verdacht, an massiver Silberarmut zu leiden: Die Kriminalpolizei geht beiden Fällen nach.

    Nach der Lektüre eines HT-Artikels vom 3. März kam dem Kripo-Chef Ottmar Kroll aus Schwäbisch Hall die Geschichte mit den "Muswiesen-Talern" schon etwas "spanisch" vor. Vor allem der enorme Schwund des Silbergehaltes bei den Medaillen aus den Jahren 2005 bis 2010 weckte das Interesse des Kriminalisten.

    Exakt 495 Exemplare des runden Muswiesen-Souvenirs mit dem angeblichen Feinsilbergehalt von 999 Teilen hatte eine Fachfirma dem Bürgermeisteramt in Rot am See in diesem Zeitraum geliefert. Die "Taler" entpuppten sich nach der Expertise eines Fachmannes aber nur als "oberflächlich minimalst versilberter" Ramsch.

    Eine "bedauerliche Panne" sei da nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes und nach dem Wechsel von Mitarbeitern passiert, wie die Chefin des Unternehmens gegenüber dem HT erklärte. Die falsch geprägten "Muswiesen-Taler" werde man "natürlich ersetzen".

    Ein zutiefst über diese Taler-Affäre verärgerter Bürgermeister Siegfried Gröner startete eine Rückruf-aktion und bot einen Austausch der Rundlinge an. Denn die Pseudo- Silbertaler wurden von der Gemeinde nicht nur zum Preis von 18 Euro verkauft, sondern auch an engagierte Bürger sowie an prominente Besucher der Muswiese verschenkt.

    Von derlei Peinlichkeiten bleibt eventuell auch das Landratsamt in Schwäbisch Hall nicht verschont. Die Behörde lässt nämlich bei derselben Firma schon seit 30 Jahren die "Verdienstmedaille" des Landkreises Schwäbisch Hall prägen, mit der vor allem langjährige Kreisräte am Ende ihrer Amtszeit bedacht werden. Den "Orden" des Landkreises, der seit 1983 rund 100-mal verliehen wurde, gibt es in den beiden Versionen 999-er Feinsilber und in 585-er Gold.

    Bei einer Lieferung im Jahr 2009 keimte im Haller Landratsamt der vage Verdacht auf, dass bei den Medaillen nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist: Rein optisch zumindest sahen die Stücke der damaligen Serie so gar nicht nach Silber aus. Nach einer Reklamation bei der Firma wurden die Exemplare jedenfalls anstandslos ersetzt.

    Ob aber die "Verdienstmedaille" tatsächlich schon einmal unter derselben Silber-Schwindsucht wie der "Muswiesen-Taler" litt, ist bislang nicht geklärt: Das Landratsamt hat bislang auf eine Analyse verzichtet.

    Quelle: http://www.swp.de/crailsheim/lok…art5722,1410394

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